Eine Stunde der Musik

Volksstimme Halberstadt vom 05.01.2018

In Halberstadt feiert der Kammermusikverein 50 Jahre „Stunde der Mu­sik".

Die Jubiläums-CD ist schon produziert, der Konzertplan für die Jubi­läumsspielzeit 2018/2019 steht. 

Von Grit Warnat 

Halberstadt. Das Haus des Ehepaares Wettges in Silstedt vor den Toren Wernigerodes ist von Piano-Klängen erfüllt. Hartmut Wettges sitzt an sei­nem Instrument und spielt. Er übt auch als Pensionär täglich zwei Stunden. Er will Beherr­scher der Tasten bleiben - für seine Klavierabende sowie als Begleitung anderer Musiker zur „Stunde der Musik". Erst im vergangenen Januar hatte er Albrecht Mayer, gefeierter Solo-Oboist der Berliner Phil­harmoniker, nach Halberstadt geholt. Und im Wissen, dass der 83 Mitglieder starke Verein neben dem Honorar für May­er nicht noch einen Pianisten bezahlen konnte, hat Wettges den Klavier-Part übernommen. Für die einzige gemeinsame Probe fuhr er nach Berlin. Der Aufwand, die Aufregung haben sich gelohnt. Der Ratssaal in Halberstadt war brechend voll, das Publikum begeistert. „Das sind die schönsten Momente", sagt Wettges, der seit 2014 dem Kammermusikverein vorsteht. Sieben Konzerte finden in jeder „Stunde der Musik"­ Spielzeit statt. Wie schon 2017 holt Wettges auch in diesem Jahr Solisten der Berliner Phil­harmoniker wie Stefan Dohr (Horn) und Guy Braunstein (Violine) in den Vorharz. Ihm helfen seine Kontakte aus sei­ner einstigen Arbeit als Ka­pellmeister und musikalischer Leiter unter anderem in Mag­deburg, Stendal, am Berliner Friedrichstadtpalast. Er hat Verbindungen geknüpft zu den längst erfolgreichen Kindern seiner einstigen Kollegen. 

Unter Vertrag hat er schon die Musiker für die vier Konzerte zum 50. Jubiläum der „Stunde der Musik" (der Kartenverkauf beginnt Ende Januar). Wenn am 6. Januar 2019 Geburtstag ist, wird das Gewandhaus-Quartett Leipzig spielen. Vor Wettges liegt ein Blatt Papier, darauf all die Pläne des Vereins, detailliert mit Tag und Solist: Noah Bendix-Balgley, 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, Michael Barenboim, Istvan Vardai mit seinem Stradivari-Cello, das einst Daniel Barenboims verstorbe­ne erste Frau Jaqueline du Pre spielte. Ein Sponsor ermöglicht dem ungarischen Cellisten das Instrument. Wettges zeigt sich überglücklich, Vardai ein zwei­tes Mal nach Halberstadt holen zu können. Möglich wird das durch die Kooperation mit dem Nordharzer Städtebundtheater, das den Musiker in zwei Sin­foniekonzerten zu Gast haben wird, bevor er am 17. März 2019 im Kammermusikverein spielt. „Wir haben viel vor", sagt Wettges, der schon am organi­sieren für 2020 ist. Zuvor aber, so sagt der Pianist, werde ge­bührend daran erinnert, dass der Freundeskreis Musik im DDR-Kulturbund am 6. Januar 1969 zum ersten Kammermusikkonzert lud und dass Musikliebhaber Hans-Ulrich Sauer jahrzehntelang Solisten wie Igor Oistrach, Antje Weithaas, Peter Rösel und Ensembles wie das Gewandhaus-Quartett und die Dresdner Barocksolisten nach Halberstadt holte. Dieses Engagement war der Grundstock für den Kammermusikverein, der 1991 gegründet wurde und der „Stunde der Musik" auserlesene Konzerte beschert.