Volksstimme vom 29.11.2016
„Die Welt in stillem Klang“. Unter diesem Titel erlebten die Besucher des Gedenkkonzertes zum 25. Todestag des Halberstädter Komponisten Hans Auenmüller am Sonntag ein ganz wichtiges Konzert. Von ihm könnte eine Initialzündung ausgehen, das umfangreiche Oeuvre des Komponisten neu oder erstmal für viele Konzerthörer deutschlandweit zu entdecken. Schöner als mit dieser Liedzeile könnte das Wesen Auenmüllers nicht umrissen sein.
von Hans Walter
Die wundervollen jungen Sängerinnen Nina Schubert (Sopran) und Regina Pätzer (Mezzosopran) gestalten mit ihrer fantastisch einfühlsamen Pianistin Seung-Jo Cha den Abend im Halberstädter Kammermusikverein. Während ihrer Engagements am Nordharzer Städtebundtheater hatten sie das kammermusikalische Erbe Auenmüllers kennen und lieben gelernt.
Im letzten Teil traten noch Jenny Koskela (Violine) und Jens Herrmann (Cello) hinzu. Zu Gehör brachten sie Liebeslieder. Sie ließen Einsamkeit fast schmerzhaft spüren, wie Regina Pätzer bei „Im Nebel“. Oder Nina Schubert im lautmalerischen „Träum, Kindlein, träum“. Auenmüller war als Musiker und Christ ein mensch der leisen Töne. In Stille gelang ihm, den gefährdeten, von Kriegen und Not bedrohten Zustand der Welt aufzuzeigen – und zugleich die Hoffnung. Er vertonte mit großer Sensibilität Texte von Brentano, Dehmel, Eichendorff, Geibel, Hebbel, Hesse, Mistral, Morgenstern, Reinick und anderen literarischen Größen und wurde auch bei Schriftstellern der Gegenwart fündig wie der Lyrikerin Christel Trausch und Martin Selber. Sein vier Jahrzehnte währendes Engagement als Musikdirektor für das Halberstädter Theater, das Musikleben und die Stadt sind ebenso unvergessen wie für die Spendenaktion „Brot für die Welt“. Daran erinnerte als Moderator der Sänger Norbert Zilz, seit 1981 in Halberstadt engagiert, mit zahlreichen Lebensberichten und persönlichen Anekdoten.
Das besondere an diesem Konzert war die Präsentation der gleichnamigen CD „Die Welt in stillem Klang“ der Interpreten Pätzer, Schubert und Cha, produziert von Tonmeister Kay Lautenbach im Juli 2016. Die von der Internationalen Andreas-Werckmeister-Gesellschaft herausgegebene CD bekam ein geradezu liebevoll gestaltetes 16-seitiges Booklet geschneidert.
Langen Applaus gab es im übervollen Rathaussaal für die editorische Arbeit, für Digitalisierung des Werks, für die wunderschön besinnliche Interpretation live und mit der Auenmüller-CD.