Volksstimme Wernigerode vom 29.03.2016
Stehende Ovationen für den Geiger und seinen Pianisten Uram Kim: Jung, aber schon virtuos: Mit dem Violinisten Elin Kolev und Uram Kim am Flügel bot der Kammermusikverein Halberstadt einen besonderen Hörgenuss.
Das Konzertpublikum war sichtlich angetan vom Auftritt der beiden Musiker. Unabhängig von ihrem Spiel vermittelte ihr Auftritt eine Bescheidenheit und Ehrfurcht gegenüber den Zuhörern, und diese brachten den beiden Solisten wiederum ihre ganze Sympathie entgegen, die sie an diesem Abend zu vergeben hatten. Eine unglaubliche Disziplin der Zuhörer lag in der Luft und kein Räuspern oder Husten störte die Spannung.
Den Titel „Wunderkind“ zu bekommen, ist das eine, ihn aber im Konzert immer aufs Neue zu verteidigen, ist das andere. Das haben die Beiden bravourös geschafft. Bereits Griegs dritte Violinsonate war dafür beredter Ausdruck. Edvard Grieg, der in Leipzig studiert hat, bekannte sich zur deutschen Romantik, schuf aber in all seinen Kompositionen einen eigenen nordischen Klang, der ihn berühmt machte.
Das brachte Elin Kolev zum Ausdruck und ließ speziell auf der G-Saite bis in höchste Lagen die Carcassi-Violine aus dem Jahre 1749 klingen. Tonschönheit zeichnete auch seine Interpretation des E-Dur-Ada-gios von Wolfgang Amadeus Mozart aus.
Sarasates „Zigeunerweisen“ waren dann vor der Pause der Zündfunke für ein begeistertes Publikum. Nach der Pause ging es mit Johannes Brahms weiter, und hier stellten sich automatisch die gemeinsamen deutschen Wurzeln zwischen dem Grieg des Anfangs und Brahms dar, obwohl Brahms in seinem Tonfall das magyarische Idiom ausstrahlt, das er auch noch in seinen späteren Jahren bei den Csardás-Kapellen im Wiener Prater beim Rotwein in sich aufnahm.
Erstaunlich, mit welchem Ausdruck der junge Pianist Uram Kim Elin Kolev begleitete und sich am Steinway-Flügel sichtlich wohl fühlte.
Die vielleicht erstaunlichste Interpretation gab es an diesem Abend aber mit den beiden Kreisler-Kompositionen „Liebesfreud und Liebesleid“ zu hören. Beide Darbietungen waren an Charme, Innigkeit und Ausstrahlung nicht zu überbieten und zündeten sofort beim Publikum.
Auch die beiden Zugaben, Fritz Kreislers „Tambourin chinoise“ und Jules Massanets Meditation aus „Thais“, verfehlten ihre Wirkung beim Publikum nicht.
Der Kammermusikverein wird die Entwicklung der beiden jungen Musiker garantiert im Auge behalten und hofft – trotz bevorstehender internationaler Karriere – auf ein bezahlbares Wiedersehen.