Volksstimme Halberstadt vom 31.03.2015
Er, der sonst hinter den Künstlern zurücktritt, stand beim vorletzten Konzert der „Stunde der Musik“ in der Saison 2014/2015 gleichberechtigt neben ihnen. In Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste um die Internationale Kammermusikreihe wurde die „Institution" Hans-Ulrich Sauer zum Ehrenvorsitzenden des Halberstadter Kammermusikvereins ernannt.
Von Renate Petrahn
Der tiefbewegte Ausgezeichnete richtete seinen Dank an das Publikum, das nicht nur für ihn, sondern auch für die hier auftretenden Künstler, ein ganz besonderes ist. Sauer erinnerte an ein Gespräch mit dem Cellisten Danjulo Ishizaka, der zu ihm sagte: „Wow, woher haben Sie dieses sagenhafte Publikum? Das ist ja der blanke Wahnsinn!“ Und so gesehen, verband sich das Konzert auch mit einem Dankeschön an die Menschen, die über Jahre hinaus der „Stunde der Musik" die Treue hielten und durch ihr Engagement dafür gesorgt haben, dass die Konzertreihe auch nach 40 Jahren nichts von ihrer Attraktivität verloren hat.
Dem Zusammenschluss von musikbegeisterten Menschen unter dem Vorsitz von Sauer (1969 - 2014) ist ein bedeutsames Kapitel Halberstädter Musikgeschichte zu verdanken. Aufgeschlagen wurde es mit dem Konzert des Suske-Quartetts im Januar 1969. Hartmut Wettges, der heutige Vorsitzende des Kammermusikvereins, sagte in seiner Laudatio, dass „es ihm wie eine Fata Morgana“ vorkäme, wenn er daran denke, wer hier alles gespielt habe und nannte Namen wie Tretjakow, Malcolm Fraser („der Amerikaner in Halberstadt“), Cyprien Katsaris, das Janacek-Quartett, das Bartok-Trio, Annerose Schmidt, Peter Rösel, Detlev Eisinger, Manfred Scherzer, Eckart Haupt.
Während es zu DDR Zeiten gelang, mit Unterstützung des „Klubs der Werktätigen" ab 1973 die Auftrittspalette auch um international renommierte Künstler zu bereichern, mussten nach der Wiedervereinigung neue Formen gefunden werden, um das Fortbestehen der Kammermusikreihe abzusichern. Dank der Unterstützung der Stadt und insbesondere von Sabine Moczko, der Leiterin des Kulturbüros, gelang es, die Konzertreihe nach der Wende juristisch auf feste Füße zu stellen und dank des Sponsorings der Harz-Sparkasse ihre Weiterexistenz zu sichern.
In Würdigung ihrer Unterstützung gehörten Sabine Moczko und der Vorstand der Harzsparkasse, vertreten durch den Vorstandsvorsitzenden Werner Reinhardt und Peter Pinkernelle, Niederlassungsleiter der Harzsparkasse in Halberstadt, zu den Ehrengästen.
Der musikalische Rahmen hätte nicht besser ausgewählt werden können. Mit dem „Trio Testore“ waren Künstler nach Halberstadt gekommen, die erlesene Kammermusik zu Gehör brachten. Das außergewöhnliche Ensemble, das „zu einem Begriff in der Musikwelt geworden ist und für die Intensität und Originalität seiner Interpretationen hochgelobt wird“, wie Wettges sagte. Neben Brahms und Dvorak spielten Franziska Pietsch (Violine), Hans-Christian Schweiker (Klavier), auch das sogenannte „Gassenhauer-Trio“ von Beethoven, das, nach den Worten von Barbara Sauer, in seiner „ungezwungenen Fröhlichkeit" zu den Werken gehört, die ihr Mann gern hört. Konzertbesucher und Gratulant in einem war auch Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke). Für ihn ist die Ernennung Sauers zum Ehrenvorsitzenden des Kammermusikvereins die Krönung dessen Lebenswerkes. Sauers jahrzehntelanges Wirken bei der Gestaltung der Konzertreihe habe dazu geführt, dass Halberstadt im kammermusikalischen Leben auf vorderen Platzen rangiere.
Möglicherweise war die mit dem Konzert verbundene Ehrung zusätzlich auch als ein vorfristiges Geburtstagsgeschenk geplant. Feiert Hans-Ulrich Sauer doch am 31. März seinen 75, Geburtstag. Und schon allein durch die Planungen der Konzertsaison sind die Aktiven im Kammermusikverein Halberstadt ja an ein vorausschauendes Handeln gewöhnt.